Mein Silvester

Am liebsten hätte ich Silvester mit Mia, Miriam und Nina bzw. Till verbracht. Aber wir sind ja leider noch soooo jung. Sie haben alle ihr Silvesternacht mit ihren Familien verbracht. So hätte es bei mir eigentlich auch aussehen sollen.

Doch mein Vater war auf eine Betriebssilvesterfeier eingeladen, sodass er meinen Bruder bat, mich auf die Silvesterparty mitzunehmen, auf die er eingeladen war. Das wollte mein Bruder nicht, denn für seine Freunde war ich noch ein Baby. Sie sind alle mindestens schon 16 Jahre alt und ich bin zwei Jahre jünger und damit nicht auf deren Niveau. Das wusste ich schon vorher und wollte daher lieber alleine zuhause bleiben. Das erlaubte mein Vater aber nicht, weil er dann ein schlechtes Gewissen gehabt hätte. Nach langer Diskussion musste ich dann mit meinem Bruder mitgehen.

Die Party fand bei irgendeiner seiner Schulkameradinnen statt, die sturmfrei hatte. Etwa 10 Leute waren da. Ein paar Mädchen und ein paar Jungs. Am Anfang war es eigentlich auch ganz nett, obwohl ich mich wie das fünfte Rad am Wagen fühlte. Doch leider gab es Alkohol dort und bei den meisten setzte eine totale Metamorphose ein. Ich trinke ja kein Alkohol, aber mein Bruder hat sich auch zugesoffen. Er meinte, ich solle nicht so spießig sein. Selbst unster Vater würde das an Silvester tollerieren, womit er leider recht hat. Seit meine Mutter tot ist, will er, dass wir glücklich sind und lässt uns daher sehr viel Freiraum.

Die Party war im vollen Gange und nach Mitternacht kam irgendwer auf die Idee, dass sie „Wahrheit oder Pflicht“ spielen würden. Ich hielt mich da komplett raus, weil ich Angst hatte, mich zu blamieren. Ein paar der Mädchen dort sagten zwar, ich solle doch mitmachen und mich nicht so anstellen, aber sie hatten ja leicht reden. Ihre Schamgrenze war viel höher als meine, da sie total betrunken waren.

Ich setzte mich jedenfalls auf die Couch und tat so, als würde ich fernsehen, während ich aber gespannt deren Spiel verfolgte. Mein Bruder spielte ja auch mit. Sie setzten sich in einen großen Kreis und nahmen eine Weinflasche, die sie nacheinander drehen ließen. Demjenigen, auf den die Flasche zeigte, wurde die Frage „Wahrheit oder Pflicht?“ gestellt. Am Anfang nahmen die meisten Wahrheit und sie stellten so Fragen, wie wann der erste Kuss war, in wen man verliebt sei oder sogar, wann man den ersten Sex hatte. Auch mein Bruder wurde gefragt und er log, dass er das erste Mal mit 15 hatte. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das gelogen war, aber ich sagte nichts dazu.

Später wurde dann immer häufiger „Pflicht“ gewählt und meist hatte diese Pflicht etwas mit Alkohol zu tun. „Trink ein Glas Sekt auf Ex“ oder „Drei Schnapsgläser Wodka hintereinander“. Da war es auch nicht verwunderlich, dass einige auf die Toilette verschwinden mussten, um zu kotzen. Doch es gab auch die ein oder andere „Pflicht“, die ich interessant fand. Oft ging es dabei darum, dass ein Mädchen einen Jungen küssen musste oder umgekehrt. Meinen Bruder betraf das auch und ich war dann schon ziemlich neidisch. Ein Mädchen sollte mich dann sogar küssen, aber ich wehrte mich, sodass sie ersatzweise meinen Bruder küsste. Daraufhin nannten sie mich „Baby“…

Einmal musste dann ein Klassenkamerad von meinem Bruder dann seine Hose runter lassen und seinen Pimmel zeigen. In seinem besoffenen Zustand tat er das dann auch und alle haben sich kaputt gelacht. Ich schaute dann natürlich besonders hin, aber so aufregend war das dann doch nicht. Er hatte einen ziemlich behaarten Sack und mehr ist da auch nicht zu sagen. Ich hätte mich über mehr gefreut. Dann hatte mir besser gefallen, als Julia – ich glaube sie hieß so – einem anderen Kerl über die Brust lecken sollte. Der Typ hieß Marco und war ziemlich sportlich. Diese Ansicht hatte mir dann besser gefallen. Aber am interessantesten fand ich, als einer der Jungs einem anderen an den Schritt packen musste – zwar über der Hose, aber irgendwie hat mich das trotzdem angemacht. Leider war das Spiel dann vorbei. Ich hätte mir aber vorstellen können, dass es noch hätte weiter gehen können. Schade eigentlich, aber so ist es nunmal.

Irgendwann gegen 5 Uhr am Morgen waren wir dann auch daheim. Mein Bruder fiel sofort ins Bett und musste seinen Rausch ausschlafen. Mein Vater war schon zuhause und hat das gar nicht so mitbekommen. Als ich am späten Nachmittag aufstand, fragte mein Vater zwar nach meinem Bruder, lächelte aber, als ich ihm sagte, dass er seinen Rausch ausschlafen musste. Erst am Abend kam er völlig verkatert aus seinem Zimmer.